Event-IT meistern

Immer wieder bekommen wir Anfragen verschiedener Unternehmen und Veranstalter, die den Besuchern ihrer Events, Messen, Konzerten oder Kongressen einen schnellen, drahtlosen Internetzugang zur Verfügung stellen möchten. Was erstmal wie ein einfacher Wunsch klingt, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als aufwändige Mission. Im Folgenden beschreibe ich einige Hürden, die es dabei zu nehmen gilt.

 

Kenne deine Nutzer

So unterschiedlich wie die Events sind, so unterschiedlich sind auch die Nutzer und ihr Verhalten im Netz. Auf Messen werden zwar viele Besucher mit dem WLAN verbunden sein, aber ein Großteil der Geräte befinden sich in der Tasche, schlafen und führen nur Hintergrundaufgaben wie das regelmäßige Prüfen nach neuen Mails durch. Auf Konzerten oder Shows dagegen hat das WLAN dagegen den Massenweisen Upload von Fotos und Videos in Soziale Medien zu bewältigen. Der Bandbreitenbedarf wird dort um ein vielfaches höher liegen. Daher ist es wichtig zu wissen welche Geräte im Netz zu erwarten sind, welche Standards und Fähigkeiten sie mitbringen und wie die Besucher sie nutzen.

Reicht bei einer kleinen Hausmesse oft ein einfacher Heimrouter mit WLAN, benötigt eine Veranstaltung in größeren Hallen oder in mehreren Gebäuden schnell ein System mit vielen WLAN-Access-Points. Der Radius eines APs liegt je nach Umgebung und Typ zwischen ca. 10 und 40 Metern. Da die Anzahl verschiedener Kanäle begrenzt ist und sich die Access Points früher oder später Kanäle teilen müssen ist eine sorgfältige Planung nötig. Sonst kommt es zu Kanalüberschneidungen und hoher Auslastung der entsprechenden Frequenzen, was zu Störungen im ganzen System führen kann.

Auf jedem Kanal kann nur ein Gerät zur Zeit senden; alle anderen müssen warten bis er wieder frei ist. Je mehr Geräte sich auf dem Kanal befinden, desto weniger Sendezeit steht für jedes Gerät zur Verfügung. Das begrenzt die Anzahl aktiver Endgeräte pro Access Point stark – je nach Standard und Gerätetyp auf ca. 20-40 Geräte. Wie bedient man aber auf Sportevents, Konzerten oder Messen mehrere 10.000 Nutzer gleichzeitig? Das funktioniert nur, wenn die Abstimmung der Kanäle, der Sendeleistung und der eingesetzten Zusatzfunktionen perfekt ist.

Das betrifft übrigens nicht nur das eigene Netz. Auf Messen bringen viele Aussteller ihren kleinen LTE-WLAN-Hotspot mit oder aktivieren Tethering auf ihrem Smartphone. Eine falsche Kanalwahl oder zu hohe Sendeleistung kann das Messenetz empfindlich stören. Daher benötigt man einen soliden Kanalplan, der von den Ausstellern akzeptiert und vom WLAN-System überwacht werden muss.

 

Sicher ist sicher

Das WLAN-Netz ist heute kein Nice-to-have mehr, sondern eine zentrale Infrastruktur-Komponente bei vielen Events. Auf mehreren Ebenen muss daher für Sicherheit gesorgt sein.

Das fängt bei der Montage der Komponenten an. Oft stehen hängen die APs heute in speziellen Halterungen auf Stativen. Diese müssen zwingend gegen ein Umfallen gesichert sein: Kein Betreiber möchte für eine Kopfplatzwunde durch den Fall eines 3 Kilo-APs aus 6 Metern Höhe verantwortlich sein.

Auch die technische Sicherheit ist wichtig. Hacker, die auf Firmenmessen Nutzerdaten durch Fake-APs abgreifen oder das Netz stören wollen müssen schnell und zuverlässig erkannt werden. Auch Störquellen durch reguläre technische Einrichtungen wie Funkgeräte, Überwachungskameras oder Bewegungsmelder müssen identifizierbar sein. Das lässt sich heute durch WIPSe (Wireless Intrusion Prevention Systeme) realisieren.

In manchen Szenarios soll oder darf das Netz nicht jedem offen stehen und die Zugänge müssen in irgendeiner Form reguliert werden. Was mit 10-20 Geräten noch gut möglich ist, entwickelt sich bei mehreren Tausend Nutzern schnell zum zeitfressenden Albtraum. Das Onboarding (Einwählen ins System) und die Zugriffssteuerung muss hier automatisiert und überwacht, und möglicherweise noch durch Gutscheine, Werbefinainzierung oder eine Anbindung an eine Besucherverwaltung ergänzt werden.

 

Backbone

Wir kennen das von zu Hause: Auf dem Sideboard steht der neueste WLAN Router, das Smartphone zeigt uns alle verfügbaren Balken und trotzdem tröpfeln die Daten nur so durch die mal wieder viel zu langsame Internetverbindung. Dieses Problem potenziert sich natürlich noch durch viele Nutzer. Ohne eine erstklassige Außenanbindung wird der Frust bei schnell groß. Rechnet man z.B. mit durchschnittlich nur 1Mbit/s Bandbreitenbedarf pro Nutzer, benötigt man schon bei 3.000 Messebesuchern eine 3Gbit/s-Leitung – idealerweise zur Ausfallsicherheit doppelt ausgelegt. Das ist im Messezentrum einer Großstadt noch vergleichsweise einfach möglich, aber im eher ländlichen Raum erfordert das einen hohen Aufwand. Nicht selten muss man sich hier mit Richtfunkstrecken oder Satellitenuplinks weiterhelfen.

Am Ende hängt jedes WLAN-Netz dann doch an Kabeln. Bei der internen Verkabelung gilt es ebenfalls viel zu beachten. Die Netzwerkswitches müssen die eierlegende Wollmilchsau sein: Leise, um Vorträge nicht zu stören; schnell, um die anfallenden Datenmengen der Access Points abzutransportieren; verwaltbar, um Konfigurationsänderungen schnell umsetzen zu können; leistungsfähig, um zur Not auch viele APs mit Strom versorgen zu können. Die Anforderungen daran steigen noch, wenn der Veranstalter auch Geräte wie Videokameras und Mischpulte oder die Aussteller kabelgebunden ins Netzwerk bringen möchte.

Wir arbeiten deswegen heute vollständig mit einem 10Gbit/s Backbone, an dem wir mehrere Hundert 1Gbit/s Access Ports bereitstellen können. Auch der Core-Router von Juniper Networks schafft mehr als 10Gbit/s Durchsatz. Die Aruba WLAN-Controller können derzeit mehr als 1.000 Access Points und 32.000 gleichzeitige Nutzer verwalten. Da alle Komponenten vollständig modular sind, können wir jederzeit weiter nach oben oder unten skalieren.

Mit verschiedenen Servern können wir außerdem unterschiedlichste Zusatzdienste anbieten: Videostorage, DNS-Caching, RADIUS- und Zertifikatsserver, Mobile Device Management, NAC (Netzwerkzugriffskontrolle), Webserver, Nutzungsstatistiken und vieles weitere ist möglich.

Bei Fragen zu dem Thema schreibt mich gern an: sebastian.tobies@wayv.systems

 

P.S.: Eines unserer letzten mit WLAN versorgten Events findet ihr hier: